Wiesbadener Fachpflege Zentrum TomiCare erhält Hessischen Landespreis
Am 6. November überreichte Sozialministerin Hofmann dem Geschäftsführer dem Fachpflege-Zentrum TomiCare aus Wiesbaden die Auszeichnung für die Beschäftigung und Integration schwerbehinderter Menschen.
Die Ministerin gratulierte insgesamt drei strahlenden Gewinner-Betrieben, die von der Jury aus den fast sechzig aus ganz Hessen eingegangenen Bewerbungen ausgewählt wurden. Die Entscheidung fiel nicht leicht, denn alle hatten bewiesen, dass behinderte Menschen erfolgreich in den allgemeinen Arbeitsmarkt integriert werden können. Die Einreichungen kamen aus allen Branchen und von Firmen jeglicher Größe. Die kleinsten Betriebe, mit weniger als 20 Mitarbeitenden, beschäftigen gänzlich freiwillig Menschen mit Behinderungen, so auch TomiCare.
Im Fall des Wiesbadener Pflegedienstes, der sich auf ambulante Wundversorgung spezialisiert hat, überzeugte die Juroren die unvoreingenommene Offenheit, mit der Herr Tomic einer Bewerberin begegnete, die keinen Führerschein erwerben kann, obwohl sie aufsuchend im gesamten Stadtgebiet tätig sein muss. Als sie ihm von ihren Einschränkungen und von vielen schon erhaltenen Absagen berichtete, entschied er: Er wollte einen Weg finden, um sie in seinem Team wertschätzend und wirtschaftlich tragfähig zu integrieren. Er erkundigte nach kompetenten Beratern und stieß auf die EAA, die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber. Durch die Fachberaterin erfuhr er von den vielfältigen möglichen Unterstützungsleistungen für Arbeitgeber – genau das, was er brauchte, um organisatorische und finanzielle Hürden auszuräumen. Sie stellte für ihn den Kontakt zu verschiedenen Leistungsträgern her und unterstützte ihn bei der Bewältigung der Formalitäten. Dank der gezielten Förderungen konnten Herrn Tomics Lösungsideen vollständig umgesetzt werden. Heute profitieren beide Seiten von einem inklusiven Arbeitsumfeld, das von hoher Motivation und gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist.
Diese positive Erfahrung beflügelte TomiCare, eine weitere schwerbehinderte Bewerberin einzuladen. Sie hatte wertvolles Fachwissen, konnte in ihrem alten Beruf aber behinderungsbedingt nicht mehr arbeiten. Schnell stellte Herr Tomic fest, dass ihre Einschränkungen ohne Belang für die Aufgaben in seinem Pflegedienst sind, und bot auch ihr einen Arbeitsvertrag an.
In Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels, der viele Pflegeeinrichtungen vor große Herausforderungen stellt, ist TomiCare der merkliche Ausbau des Teams gelungen, was das Unternehmen spürbar stärkt. Tomic sagt anlässlich der Preisverleihung: „Ohne die EAA hätten wir diesen Schritt vermutlich nicht gewagt. Doch durch die kompetente Begleitung wurden wir sicher durch den Prozess geführt und haben nun zwei engagierte Kolleginnen im Team, die wir nicht mehr missen möchten“, und lädt andere Unternehmen zur Nachahmung ein, vor allem Kleinunternehmer und Mittelständler.
Dieses Jahr fand die Preisverleihung im Rahmen einer IHK Mini-Inklusions-Messe "Vielfalt als Stärke - Dein Beruf, Deine Chance" in Bad Hersfeld statt, die sich der Bekanntmachung der sogenannten Fachpraktiker-Ausbildung widmete. Schülerinnen und Schüler von Förderschulen der Region konnten in diesem Rahmen mit Betrieben aus der Region in Kontakt kommen. Die theoriereduzierte Sonderform regulärer Ausbildungsberufe ist ein ausgezeichneter Baustein, um auch jungen Menschen mit Handicaps den Start ins Berufsleben zu ermöglichen, wenn reguläre Ausbildungen schwierig sind. Daher passte die Einbindung der Verleihung des Landespreises bestens in dieses Rahmenprogramm.
Neben der Fachpflege TomiCare erhielten die Firmen Börgel GmbH aus Limburg und NSB Holz gGmbH aus Breitscheid die beiden anderen begehrten Landespreise. Erstmals wurde durch den Landesbehinderten Beauftragten Andreas Winkel der Anerkennungspreises Öffentlicher Dienst – Kommunalverwaltung vergeben, den der Landkreis Gießen erhielt. Das Fazit der inspirierenden Veranstaltung, dass alle Gewinner vereint: „Es beginnt mit der eigenen Einstellung, ob ein behinderter Mensch die Chance auf Teilhabe am Arbeitsleben und Selbstbestimmung erhält, der Rest findet sich.“